Institut für Erziehungswissenschaft

Sozialpädagogiktag 2023:

Und überall herrscht Mangel?!

Empirische Befunde, Erklärungsansätze und Lösungsoptionen zur aktuellen Fachkräftesituation in der Sozialen Arbeit

Der sogenannte Fachkräftemangel ist in öffentlichen Debatten ein allgegenwärtiges Thema. Er betrifft viele Branchen und stellt eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung dar. Besonders gravierend ist die Situation im Sozial- und Gesundheitsbereich. Ob Kindertageseinrichtungen, Erziehungshilfen oder Kinder- und Jugendarbeit – das Fehlen von qualifizierten Fachkräften ist mit spürbaren Konsequenzen verbunden: Angebote werden ausgesetzt, Öffnungszeiten verkürzt, fachliche Innovationen zurückgenommen oder nicht mehr initiiert.
Die Umsetzung von Rechtsansprüchen, Prozesse der Qualitätssteigerung sowie generell zunehmende Bedarfe an sozialer Unterstützung haben in den letzten Dekaden zu einer enormen Entwicklungsdynamik geführt. Vor dem Hintergrund demografischer Veränderungen wird zudem ein künftig noch deutlich steigender Bedarf an Fachkräften prognostiziert.
Die Notwendigkeit diesen Bedarf zu decken trifft auf strukturelle Probleme im Bereich der Sozialen Berufe: gesellschaftliche Minderbewertung von Care-Arbeit, teilweise prekäre Beschäftigungsverhältnisse (hohe Teilzeitquoten, geringes Einkommen), hohe Personalfluktuation oder fehlende berufsbiografische Perspektiven (kaum Aufstiegsmodelle). 
Was in der öffentlichen Diskussion mit dem Schlagwort „Fachkräftemangel“ etikettiert wird, bildet den thematischen Anlass des diesjährigen Tübinger Sozialpädagogiktages. Ausgehend von einem empirisch fundierten und differenzierten Blick auf die Fachkräftesituation in der Sozialen Arbeit und einzelnen Handlungsfeldern geht es auch um die aktuell bereits absehbaren Folgen, etwa für Rechtsansprüche von Adressat*innen, Professionalisierung, Qualitätsentwicklung oder die sich verändernden Studierendenrealitäten. Vor allem aber werden bereits vorfindbare Lösungsansätze in den Mittelpunkt gerückt, gemeinsam diskutiert und einer fachpolitischen Einschätzung unterzogen.